Welche Ziele werden mit ESG verfolgt
Das grundsätzliche Ziel ist es, Unternehmen anhand der genannten Aspekte vergleichen zu können. In der Lebensmittelbranche werden dazu beispielsweise verschiedene Siegel genutzt, die unter anderem einen ökologischen Anbau kennzeichnen. Um diese Vergleichbarkeit auch im Investmentbereich zu ermöglichen, gibt es die ESG-Kriterien. Anleger, die an nachhaltigen Geldanlagen interessiert sind, möchten wissen, in was für Unternehmen sie investieren und ob diese das Kapital verantwortungsvoll nutzen. Die Firmen können mithilfe des ESG-Fragenkatalogs zeigen, dass sie sich beispielsweise für die Umwelt engagieren.
Woher kommt die ESG-Initiative
ESG-Investments basieren auf den Principles for Responsible Investment (PRI). Diese sechs Prinzipien wurden von den Vereinten Nationen und Investoren aufgestellt und beziehen die ESG-Kriterien ein. Dadurch soll mehr Transparenz und ein besseres Verständnis erreicht werden, wie sich Investitionsaktivitäten auf die Bereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung auswirken. Mittlerweile haben über 5.000 Unternehmen die PRI-Initiative unterzeichnet und immer mehr Institutionen richten ihre Portfolios ESG-konform aus.
Was sind ESG-Kriterien
Mittels der ESG-Kriterien lassen sich Länder, Unternehmen oder Anbieter von Finanzprodukten bezogen auf die Faktoren Nachhaltigkeit, gesellschaftliche und unternehmerische Verantwortung bewerten. Dadurch entstehen nachprüfbare, messbare Kriterien. Wenn beispielsweise Unternehmen die Richtlinien einhalten, bekommen sie ein positives Rating. So können interessierte Anleger die Unternehmen besser einschätzen, in die sie investieren möchten, und ihre Entscheidung auf Basis von Informationen treffen, die mehr als die klassischen Finanzkennzahlen beinhalten.
Die Facetten von E, S und G
Umwelt
Ressourcen und Abfall
Klimawandel
Environment
Beim „E" in ESG stehen ein effizienter Umgang mit Ressourcen und Emissionen und die ökologische Effizienz im Vordergrund. Von Unternehmen wird eine klare Aussage erwartet, welche Maßnahmen für den Klimaschutz und zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks ergriffen werden. Zu den relevanten Themen gehören unter anderem:
- Klimastrategie
- Umweltmanagement
- Energiemanagement
- Abwasser
- Treibhausgas
- Öko-Effizienz und Fußabdruck
- Gebäudemanagement
- Umweltauswirkungen des Produktportfolios
- etc. (einschließlich Lieferanten und Auftragnehmern)
Soziales
Menschenrechte
Gesellschaft
Social
Unter dem „S" von ESG versteht man in der Regel soziale Aspekte wie Arbeitsrechte, Vermeidung von Kinderarbeit, Diversity bzw. Nichtdiskriminierung und faire Behandlung im Allgemeinen. Es reicht nicht aus, diese Aspekte im Unternehmen umzusetzen, die gesamte Wertschöpfungskette wird in die Beurteilung eingeschlossen. In den Bereich Social fallen beispielsweise:
- Arbeitgeber-, Arbeitnehmerbeziehungen
- Chancengleichheit
- Versammlungsfreiheit
- Gesundheit und Sicherheit
- Soziale Auswirkungen des Produktportfolios
- Transparenz in der Lieferkette
- etc. (einschließlich Lieferanten und Auftragnehmern)
Unternehmensführung
Unternehmensethik
Unternehmensrichtlinien
Governance
Das „G" in ESG behandelt das Thema Unternehmensführung und alles, was damit zusammenhängt. Hier kann es um die Zusammensetzung des Aufsichtsrats gehen und die Erfahrung, Fähigkeiten und Diversität seiner Mitglieder oder auch um Unternehmensrichtlinien und Maßnahmen zur Verhinderung von Bestechung, Korruption oder Betrug. Als Anleger möchte man sichergehen, dass ein Unternehmen, in das man investiert, gut geführt wird und und das geliehene oder investierte Kapital gut verwaltet wird. Relevante Aspekte sind hier unter anderem:
- Bekämpfung von Bestechung, Korruption und Betrug
- Bekämpfung von wettbewerbswidrigen Praktiken
- Compliance
- Vielfalt im Aufsichtsrat
- Unabhängigkeit des Aufsichtsrats
- Vergütung
- etc.
Worin liegt der Unterschied zwischen ESG und Corporate Social Responsibility (CSR)
ESG mag auf den ersten Blick der Corporate Social Responsibility (CSR) ähneln, geht allerdings noch weiter. CSR bezieht sich auf den positiven Einfluss auf ökologische und soziale Normen oder Werte, zum Beispiel durch die Unterstützung einer Umweltinitiative oder einem bewussteren Konsumverhalten der Mitarbeiter. ESG dagegen sorgt mit den spezifischen Kriterien für die Messbarkeit der Unternehmensleistung und die Weiterentwicklung der Firma. Es geht dabei um eine Unternehmenskultur, in der soziale und ökologische Werte verankert sind und gelebt werden.
Was ist das ESG-Reporting
Mit dem ESG-Reporting werden ökologische und soziale Aspekte eines Unternehmens ermittelt und bewertet. Die Veröffentlichung dieser Daten, beispielsweise in einem Sustainability Reporting, sorgt bei Anlegern, Kunden oder dem Staat für mehr Transparenz und ermöglicht dem Unternehmen, sein Engagement im Nachhaltigkeitsbereich vorzuweisen und das Interesse von Investoren zu wecken oder zu halten. Außerdem kann es mithilfe des ESG-Reportings kontrollieren, ob die eigenen Bemühungen erfolgreich sind. Für börsennotierte Unternehmen ist eine ESG-Berichterstattung unerlässlich. Die Pflicht dazu besteht bei:
- 250 Mitarbeitern oder mehr
- einer Bilanzsumme von 20 Millionen Euro
- jährlichen Umsätzen, die regelmäßig über 40 Millionen Euro liegen
Wer prüft die Unternehmensdaten
In der Regel erstellen auf Nachhaltigkeit spezialisierte Ratingagenturen die ESG-Ratings, also die Bewertungen. Sie werden von Investoren beauftragt und kontrollieren, inwiefern die Unternehmen oder Finanzprodukte den ESG-Kriterien entsprechen. Eine bekannte Agentur in dem Bereich ist beispielsweise ISS ESG. Mittlerweile bieten aber auch „traditionelle“ Analysten wie MSCI ESG-Ratings an. Meist wird ein Kennzahlensystem, der sogenannte ESG-Score, genutzt, um die Einhaltung der Kriterien zu veranschaulichen. Der Score zeigt die Fähigkeit eines Unternehmens an, seine ESG-Verpflichtungen zu erfüllen.
Welche ESG-Ratings gibt es
Die Ratingskala reicht von AAAESG bis CESG. Dabei steht AAA für ein Top-Rating und C für eine schlechte Bewertung.
Investmentstrategien
- Ausschlusskriterien
Ausschlusskriterien sind Teil einer Anlagestrategie, bei der systematisch bestimmte Anlagen oder Anlageklassen ausgeschlossen werden. Verstoßen beispielsweise Unternehmen, Branchen oder auch Staaten gegen internationale Standards und Normen, führt dies zu einem negativen Screening. Betroffene Positionen können aus einem Portfolio ausgeschlossen werden. In Deutschland sind die häufigsten Ausschlusskriterien Rüstungsgüter, gefolgt von Verstößen gegen Menschenrechte und Arbeitsrechte. - Positivkriterien
Erfüllt ein Unternehmen bestimmte Kriterien besonders gut, beispielsweise durch Förderung eines regenerativen Landwirtschaftssystems, führt dies zu einem positiven Screening. - Best-in-class
Bestimmte Fonds konzentrieren sich bewusst auf Vorreiter bei der Nachhaltigkeit. Das Investment fließt in die jeweils Klassenbesten der Branche.
Gut zu wissen: Paradoxerweise können sich Anlagestrategien gegenseitig widersprechen. Ein Gentechnik-Unternehmen kann beispielsweise aus dem einen Portfolio ausgeschlossen werden, in einem anderen dann wiederum enthalten sein, weil es Best-of-class ist. Auch ein Automobilhersteller kann Klassenbester werden, wenn er Vorreiter in der Entwicklung von E-Mobilität ist (obwohl letztendlich überwiegend Verbrenner verkauft werden).
Chancen und Risiken von ESG
Investmentfonds, die ESG-Kriterien folgen, gelten als mindestens so krisenfest wie konventionelle Anlagen. Der gewichtete MSCI World SRI Index, der den Fokus auf Positionen mit hervorragenden ESG-Ratings legt, kann mittlerweile über einen längeren Zeitraum betrachtet eine bessere Performance aufweisen als das klassische Pendant. Er schließt zudem Unternehmen aus, deren Produkte negative Folgen für ökologische oder soziale Faktoren haben. Diese Fonds können sogar besser gegen Krisen gewappnet sein, da sie auf Wachstumsmärkte und zukunftsfähige Technologien setzen . Es besteht jedoch, wie auch bei konventionellen Fonds, ein „Ausfallrisiko“: Bei einer oder mehreren Positionen kann der Kurs deutlich fallen, im äußersten Fall bis auf 0. Die Ursachen dafür können beispielsweise in Extremwetterereignissen liegen. Wie auch generell beim Investieren gilt: Die Wertentwicklung der Kurse lässt sich nicht eins zu eins von der Vergangenheit auf die Zukunft übertragen.
Fazit
Um Risiken gering zu halten, ist in jedem Investment-Portfolio Diversifikation angeraten, beispielsweise durch ein Investment in verschiedene Themen (Erneuerbare Energien, nachhaltiger Anbau) und Anlageklassen (Aktien, Fonds, Anleihen).
Nachhaltigkeit und die Übernahme von sozialer Verantwortung werden in einer achtsamer werdenden Gesellschaft von Anlegern vermehrt gefragt und von Konsumenten eingefordert. Unternehmen, die ihre Bemühungen auf diesem Feld nachweisen können – beispielsweise mittels eines digitalen Produktpasses – und nicht etwa Greenwashing betreiben, sind für die Zukunft gut aufgestellt. Dies kann zu verbesserten Marktchancen der Unternehmen und höheren Renditen für Anleger führen.
Quellen:
klimavest.de/de/wissen/ratgeber/esg-kriterien/
https://www.arvato-systems.de/blog/esg-fuer-unternehmen-die-wichtigsten-fakten-im-ueberblick
de.wikipedia.org/wiki/Principles_for_Responsible_Investment
pribrochure_german2019_820661.pdf
msci-world-sri-index.pdf
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