ESG-Kriterien beachten, nachhaltig Geld anlegen

Was bedeutet ESG

Immer mehr Menschen interessieren sich für das Thema Nachhaltigkeit und möchten es in ihr Leben integrieren. Beispielsweise achten sie bei Kaufentscheidungen unter anderem auf das Energieverbrauchssiegel bei Elektrogeräten, auf Siegel mit dem Hinweis auf eine faire Lebensmittelherstellung oder auf die Ausweisung des Verbrauchs und Ausstoßes von CO2 bei Autos. Auch bei der Geldanlage möchten immer mehr Menschen das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigen. In dem Zusammenhang stößt man schnell auf drei Buchstaben: ESG. Die Abkürzung steht für die englischen Begriffe Environmental, Social und Governance – auf Deutsch übersetzt Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – und bezeichnet nicht-finanzielle Aspekte von Investments.

ESG-Kriterien

Inhalt

    Welche Ziele werden mit ESG verfolgt

    Das grundsätzliche Ziel ist es, Unternehmen anhand der genannten Aspekte vergleichen zu können. In der Lebensmittelbranche werden dazu beispielsweise verschiedene Siegel genutzt, die unter anderem einen ökologischen Anbau kennzeichnen. Um diese Vergleichbarkeit auch im Investmentbereich zu ermöglichen, gibt es die ESG-Kriterien. Anleger, die an nachhaltigen Geldanlagen  interessiert sind, möchten wissen, in was für Unternehmen sie investieren und ob diese das Kapital verantwortungsvoll nutzen. Die Firmen können mithilfe des ESG-Fragenkatalogs zeigen, dass sie sich beispielsweise für die Umwelt engagieren.

    Woher kommt die ESG-Initiative

    ESG-Investments basieren auf den Principles for Responsible Investment (PRI). Diese sechs Prinzipien wurden von den Vereinten Nationen und Investoren aufgestellt und beziehen die ESG-Kriterien ein. Dadurch soll mehr Transparenz und ein besseres Verständnis erreicht werden, wie sich Investitionsaktivitäten auf die Bereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung auswirken. Mittlerweile haben über 5.000 Unternehmen  die PRI-Initiative unterzeichnet und immer mehr Institutionen richten ihre Portfolios ESG-konform aus.

    Was sind ESG-Kriterien

    Mittels der ESG-Kriterien lassen sich Länder, Unternehmen oder Anbieter von Finanzprodukten bezogen auf die Faktoren Nachhaltigkeit, gesellschaftliche und unternehmerische Verantwortung bewerten. Dadurch entstehen nachprüfbare, messbare Kriterien. Wenn beispielsweise Unternehmen die Richtlinien einhalten, bekommen sie ein positives Rating. So können interessierte Anleger die Unternehmen besser einschätzen, in die sie investieren möchten, und ihre Entscheidung auf Basis von Informationen treffen, die mehr als die klassischen Finanzkennzahlen beinhalten.

    Die Facetten von E, S und G

    Umwelt
    Ressourcen und Abfall
    Klimawandel

    Environment
    Beim „E" in ESG stehen ein effizienter Umgang mit Ressourcen und Emissionen und die ökologische Effizienz im Vordergrund. Von Unternehmen wird eine klare Aussage erwartet, welche Maßnahmen für den Klimaschutz und zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks ergriffen werden. Zu den relevanten Themen gehören unter anderem:

    • Klimastrategie
    • Umweltmanagement
    • Energiemanagement
    • Abwasser
    • Treibhausgas
    • Öko-Effizienz und Fußabdruck
    • Gebäudemanagement
    • Umweltauswirkungen des Produktportfolios
    • etc. (einschließlich Lieferanten und Auftragnehmern)

    Soziales
    Menschenrechte
    Gesellschaft

    Social
    Unter dem „S" von ESG versteht man in der Regel soziale Aspekte wie Arbeitsrechte, Vermeidung von Kinderarbeit, Diversity bzw. Nichtdiskriminierung und faire Behandlung im Allgemeinen. Es reicht nicht aus, diese Aspekte im Unternehmen umzusetzen, die gesamte Wertschöpfungskette wird in die Beurteilung eingeschlossen. In den Bereich Social fallen beispielsweise:

    • Arbeitgeber-, Arbeitnehmerbeziehungen
    • Chancengleichheit
    • Versammlungsfreiheit
    • Gesundheit und Sicherheit
    • Soziale Auswirkungen des Produktportfolios
    • Transparenz in der Lieferkette
    • etc. (einschließlich Lieferanten und Auftragnehmern)

    Unternehmensführung
    Unternehmensethik
    Unternehmensrichtlinien

    Governance
    Das „G" in ESG behandelt das Thema Unternehmensführung und alles, was damit zusammenhängt. Hier kann es um die Zusammensetzung des Aufsichtsrats gehen und die Erfahrung, Fähigkeiten und Diversität seiner Mitglieder oder auch um Unternehmensrichtlinien und Maßnahmen zur Verhinderung von Bestechung, Korruption oder Betrug. Als Anleger möchte man sichergehen, dass ein Unternehmen, in das man investiert, gut geführt wird und und das geliehene oder investierte Kapital gut verwaltet wird. Relevante Aspekte sind hier unter anderem:

    • Bekämpfung von Bestechung, Korruption und Betrug
    • Bekämpfung von wettbewerbswidrigen Praktiken
    • Compliance
    • Vielfalt im Aufsichtsrat
    • Unabhängigkeit des Aufsichtsrats
    • Vergütung
    • etc.

    Worin liegt der Unterschied zwischen ESG und Corporate Social Responsibility (CSR)


    ESG mag auf den ersten Blick der Corporate Social Responsibility (CSR) ähneln, geht allerdings noch weiter. CSR bezieht sich auf den positiven Einfluss auf ökologische und soziale Normen oder Werte, zum Beispiel durch die Unterstützung einer Umweltinitiative oder einem bewussteren Konsumverhalten der Mitarbeiter. ESG dagegen sorgt mit den spezifischen Kriterien für die Messbarkeit der Unternehmensleistung und die Weiterentwicklung der Firma. Es geht dabei um eine Unternehmenskultur, in der soziale und ökologische Werte verankert sind und gelebt werden.

    Was ist das ESG-Reporting

    Mit dem ESG-Reporting werden ökologische und soziale Aspekte eines Unternehmens ermittelt und bewertet. Die Veröffentlichung dieser Daten, beispielsweise in einem Sustainability Reporting, sorgt bei Anlegern, Kunden oder dem Staat für mehr Transparenz und ermöglicht dem Unternehmen, sein Engagement im Nachhaltigkeitsbereich vorzuweisen und das Interesse von Investoren zu wecken oder zu halten. Außerdem kann es mithilfe des ESG-Reportings kontrollieren, ob die eigenen Bemühungen erfolgreich sind. Für börsennotierte Unternehmen ist eine ESG-Berichterstattung unerlässlich. Die Pflicht dazu besteht bei:

    • 250 Mitarbeitern oder mehr
    • einer Bilanzsumme von 20 Millionen Euro
    • jährlichen Umsätzen, die regelmäßig über 40 Millionen Euro liegen


    Wer prüft die Unternehmensdaten

    In der Regel erstellen auf Nachhaltigkeit spezialisierte Ratingagenturen die ESG-Ratings, also die Bewertungen. Sie werden von Investoren beauftragt und kontrollieren, inwiefern die Unternehmen oder Finanzprodukte den ESG-Kriterien entsprechen. Eine bekannte Agentur in dem Bereich ist beispielsweise ISS ESG. Mittlerweile bieten aber auch „traditionelle“ Analysten wie MSCI ESG-Ratings an. Meist wird ein Kennzahlensystem, der sogenannte ESG-Score, genutzt, um die Einhaltung der Kriterien zu veranschaulichen. Der Score zeigt die Fähigkeit eines Unternehmens an, seine ESG-Verpflichtungen zu erfüllen.


    Welche ESG-Ratings gibt es

    Die Ratingskala reicht von AAAESG bis CESG. Dabei steht AAA für ein Top-Rating und C für eine schlechte Bewertung.

    Investmentstrategien

    • Ausschlusskriterien
      Ausschlusskriterien sind Teil einer Anlagestrategie, bei der systematisch bestimmte Anlagen oder Anlageklassen ausgeschlossen werden. Verstoßen beispielsweise Unternehmen, Branchen oder auch Staaten gegen internationale Standards und Normen, führt dies zu einem negativen Screening. Betroffene Positionen können aus einem Portfolio ausgeschlossen werden. In Deutschland sind die häufigsten Ausschlusskriterien Rüstungsgüter, gefolgt von Verstößen gegen Menschenrechte und Arbeitsrechte.
    • Positivkriterien
      Erfüllt ein Unternehmen bestimmte Kriterien besonders gut, beispielsweise durch Förderung eines regenerativen Landwirtschaftssystems, führt dies zu einem positiven Screening.
    • Best-in-class
      Bestimmte Fonds konzentrieren sich bewusst auf Vorreiter bei der Nachhaltigkeit. Das Investment fließt in die jeweils Klassenbesten der Branche.

    Gut zu wissen: Paradoxerweise können sich Anlagestrategien gegenseitig widersprechen. Ein Gentechnik-Unternehmen kann beispielsweise aus dem einen Portfolio ausgeschlossen werden, in einem anderen dann wiederum enthalten sein, weil es Best-of-class ist. Auch ein Automobilhersteller kann Klassenbester werden, wenn er Vorreiter in der Entwicklung von E-Mobilität ist (obwohl letztendlich überwiegend Verbrenner verkauft werden).


    Chancen und Risiken von ESG

    Investmentfonds, die ESG-Kriterien folgen, gelten als mindestens so krisenfest wie konventionelle Anlagen. Der gewichtete MSCI World SRI Index, der den Fokus auf Positionen mit hervorragenden ESG-Ratings legt, kann mittlerweile über einen längeren Zeitraum betrachtet eine bessere Performance aufweisen als das klassische Pendant. Er schließt zudem Unternehmen aus, deren Produkte negative Folgen für ökologische oder soziale Faktoren haben.  Diese Fonds können sogar besser gegen Krisen gewappnet sein, da sie auf Wachstumsmärkte und zukunftsfähige Technologien setzen . Es besteht jedoch, wie auch bei konventionellen Fonds, ein „Ausfallrisiko“: Bei einer oder mehreren Positionen kann der Kurs deutlich fallen, im äußersten Fall bis auf 0. Die Ursachen dafür können beispielsweise in Extremwetterereignissen liegen. Wie auch generell beim Investieren gilt: Die Wertentwicklung der Kurse lässt sich nicht eins zu eins von der Vergangenheit auf die Zukunft übertragen.

    Fazit

    Um Risiken gering zu halten, ist in jedem Investment-Portfolio Diversifikation angeraten, beispielsweise durch ein Investment in verschiedene Themen (Erneuerbare Energien, nachhaltiger Anbau) und Anlageklassen (Aktien, Fonds, Anleihen).

    Nachhaltigkeit und die Übernahme von sozialer Verantwortung werden in einer achtsamer werdenden Gesellschaft von Anlegern vermehrt gefragt und von Konsumenten eingefordert. Unternehmen, die ihre Bemühungen auf diesem Feld nachweisen können – beispielsweise mittels eines digitalen Produktpasses – und nicht etwa Greenwashing betreiben, sind für die Zukunft gut aufgestellt. Dies kann zu verbesserten Marktchancen der Unternehmen und höheren Renditen für Anleger führen.


    Quellen:

    klimavest.de/de/wissen/ratgeber/esg-kriterien/

    https://www.arvato-systems.de/blog/esg-fuer-unternehmen-die-wichtigsten-fakten-im-ueberblick

    de.wikipedia.org/wiki/Principles_for_Responsible_Investment

    pribrochure_german2019_820661.pdf

    msci-world-sri-index.pdf


    Wichtiger Hinweis

    Die Darstellung dient ausschließlich Ihrer Information und stellt weder eine persönliche Empfehlung als Teil einer Anlageberatung noch eine Finanzanalyse dar. Bei den dargestellten Produktinformationen handelt es sich um Angaben des Emittenten. Die 1822direkt und die Frankfurter Sparkasse übernehmen für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Angemessenheit dieser Daten keine Gewähr. Detaillierte Informationen zum Produkt sind den jeweils gesetzlich vorgeschriebenen Verkaufsunterlagen (z.B. Verkaufsprospekt, Basisinformationsblatt, Jahres- und Halbjahresberichte) zu entnehmen, die beim Emittenten angefordert werden können.

    Die Informationen, die auf dieser Website bereitgestellt werden, sollen nur Gebietsansässigen, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben, zur Verfügung stehen. Da in anderen Ländern die Bereitstellung solcher Informationen gegebenenfalls durch Gesetz eingeschränkt ist, haben Interessenten aus anderen Ländern keine Zugriffsberechtigung auf diese Website. Die nachfolgenden Informationen richten sich insbesondere nicht an US-Personen im Sinne der Regulation S des US Securities Act 1933 sowie Internet-Nutzer mit Wohnsitz in Großbritannien und Nordirland, Kanada und Japan. Die Wertpapiere auf die sich nachfolgende Informationen beziehen sind nicht und sollen nicht nach den Bestimmungen des US Securities Act 1933 in den USA registriert werden und dürfen in den USA ohne eine solche Registrierung bzw. nur auf Grundlage einer etwaigen Ausnahmeregelung an vorgenannte US-Personen angeboten und verkauft werden.


    Das könnte Sie auch interessieren

    Nachhaltig Bauen - 1822direkt

    Nachhaltig Bauen: Wie man klimafreundlich baut

    Ob für die Herstellung und den Transport von Baustoffen, bei der Errichtung und anschließend bei der Nutzung: Jedes Gebäude benötigt Energie – und belastet damit auch die Umwelt. So verursachen zum Beispiel die Konstruktion und Nutzung einen in etwa gleich hohen Ausstoß an Treibhausgasen. Und auf Bau, Betrieb und Instandhaltung von Gebäuden entfallen in der EU rund 40 Prozent des Energieverbrauchs.

    Invest in KI - 1822direkt

    Künstliche Intelligenz-Aktien als Anlagetrend

    Künstliche Intelligenz (engl. AI = “artificial intelligence”) wird zu einem immer wichtigeren Thema. Raus aus den Science-Fiction-Filmen, rein in die reale Welt – und damit auch in den Aktienmarkt. Weltweit folgen immer mehr Unternehmen diesem Trend – KI-Aktien entstehen. Eine Vorstufe von KI ist übrigens die Automation. So gehen auch Unternehmen, die konsequent an neuen Lösungen zur Automatisierung von Arbeitsprozessen arbeiten, vermehrt an die Börse. Unterschied zwischen KI und Automatisierung: Bei der Automatisierung gibt der Mensch die Regeln und Parameter vor und führt Optimierungen durch. Prozesse werden weitestgehend automatisiert, die menschliche Arbeitskraft dient häufig nur noch der Aufsicht und Qualitätskontrolle  . Eine fortschrittliche KI lernt und optimiert hingegen eigenständig. Wir verraten Ihnen, wie Sie jetzt am besten profitieren und welche KI- und Robotik-ETFs Sie im Auge behalten sollten.

    Invest in Gaming

    Investieren in Gaming

    Gaming – nur ein Zeitvertreib? Die Zeiten, in denen Computerspiele als „Special Interest“ galten, sind lange vorbei. Mittlerweile gibt es schätzungsweise 3  Milliarden  Gamer weltweit. Unter den Begriff „Gaming“ fallen allerdings nicht nur PC-Spiele, sondern er umfasst auch die Nutzung von digitalen Spielen auf Konsolen und mobilen Endgeräten.