Die Wahlergebnisse
Mehrere Kandidaten standen am 23. April 2017 zur Wahl für einen möglichen Nachfolger des amtierenden Staatspräsidenten François Hollande. Folgende fünf von ihnen erhielten unter allen die meisten Stimmen (Quelle: Handelsblatt):
Kandidaten | Zugehörige Partei | Stimmanteil |
Emmanuel Macron | En marche! | 24,0 |
Marine Le Pen | Front National | 21,3 |
François Fillon | Les Républicains | 20,0 |
Jean-Luc Mélenchon | La France insoumise | 19,6 |
Benoît Hamon | Parti Socialiste | 6,4 |
Aufgrund der Ergebnisse sieht die aktuelle Situation eine Stichwahl am 07. Mai 2017 zwischen Marine Le Pen und Emmanuel Macron vor.
Die Wahlprogramme von Le Pen und Macron
Marine Le Pen
Marine Le Pen gehört der rechtsextremen Partei des Front National an. Aus ihrer Position heraus steht sie für folgende Veränderungen:
Sie möchte das französische Volk über den Verbleib in der EU abstimmen lassen.
Ihre Pläne sind, die Währung des Euro als Handelswährung weiterhin bestehen zu lassen, daneben jedoch eine nationale Währung einzuführen.
Die Kandidatin möchte die 35-Stunden-Woche abschaffen und je nach Branche wieder die 39-Stunden-Woche einführen.
Die Partei der Front National spricht sich gegen die Homoehe sowie eine Adoption für homosexuelle Paare aus.
Le Pen vertritt die Ansicht, dass ein Auskommen bei der Energieversorgung ohne Atomkraft nicht möglich ist.
Emmanuel Macron
Emmanuel Macron ist unter den insgesamt elf zugelassenen Kandidaten einer von dreien (neben François Fillon und Benoît Hamon), welche den Verbleib in der EU befürworten. Er möchte die Zusammenarbeit in der Verteidigungspolitik vorantreiben und die europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache Frontex ausbauen. Daneben verfolgt er diese Ziele:
Macron möchte über die nächsten fünf Jahre hinweg insgesamt 60 Milliarden Staatsausgaben einsparen: Zum einen über eine Reduzierung der Sozialleistungen, zum anderen über geringere Ausgaben für die Krankenversicherung.
Er möchte insgesamt 120.000 Stellen im öffentlichen Dienst streichen.
Hingegen sollen 10.000 zusätzliche Polizisten angestellt sowie 15.000 neue Gefängnisplätze eingerichtet werden. Dies soll die Sicherheit innerhalb des Landes erhöhen.
Wie Le Pen ist auch er für eine Abschaffung der 35-Stunden-Woche. Das Renteneintrittsalter soll flexibel, je nach Branche zwischen 60 und 67 Jahren festgelegt werden.
Macron möchte während seiner Amtszeit von fünf Jahren einen Investitionsplan in Höhe von 50 Milliarden Euro umsetzen. 15 Milliarden Euro sollen davon in die Ausbildung von Jugendlichen sowie Arbeitslosen investiert werden. Weitere 15 Milliarden Euro möchte er für den Ausbau erneuerbarer Energien aufwenden.
Der Einfluss der Wahl auf die Finanzwelt
Innerhalb Europas verfügt Frankreich über die drittgrößte Volkswirtschaft. Politische Entscheidungen oder Veränderungen haben somit immer auch Einfluss auf die wirtschaftlichen Entwicklungen sowie die Finanzwelt. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) nannte den Etappensieg des europafreundlichen Macrons ein „ermutigendes Zeichen“, da dieser für eine internationale Zusammenarbeit sowie eine offene Weltwirtschaft stehe. Ebenso bei zahlreichen Anlegern wurde der Etappensieg Macrons mit Entspannung aufgenommen. Ihre Reaktion schlug sich in folgenden steigenden Kursen nieder:
Dax: Der Deutsche Aktienindex stieg am Montag um 2,9 Prozent auf 12.398 Punkte. Damit verzeichnete er ein neues Rekordhoch.
Dow Jones: Der Dow Jones verzeichnete ein Plus von rund 1 Prozent.
Leitindex: Der Leitindex CAC 40 an der Pariser Börse stieg auf 5.267 Punkte.
Britischer Aktienindex: Der FTSE 100 konnte ein Plus von 1,74 Prozent verzeichnen.
Euro: Am Freitagabend notierte der Euro noch 1,0726 Dollar, am Montag kostete er bereits 1,0865 Dollar. Nach Veröffentlichung der ersten Hochrechnungen stieg der Kurs zeitweise sogar auf 1,0937 Dollar.
Welches Ergebnis erwarten Experten bei der Stichwahl in Frankreich 2017?
Aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten, sozialer Ungleichheit und den Terroranschlägen der letzten Zeit sind einige französische Bürger mit der aktuellen Situation innerhalb des Landes unzufrieden. Das erklärt eventuell die hohe Stimmanzahl der rechtsextremen Front National unter der Führung von Marine Le Pen, die damit besser abschnitt, als noch vor fünf Jahren (damals erhielt sie 17,9 Prozent). Laut Umfragen des französischen Forschungsinstituts Odoxa, werden bei einer Stichwahl folgende Ergebnisse erwartet:
Emmanuel Macron: 62 Prozent
Marine Le Pen: 38 Prozent
Die direkte Wahl des Präsidenten durch das Volk findet in Frankreich seit 1965 statt. Beim ersten Durchgang lag die Wahlbeteiligung der Franzosen am Abend des Wahltages um 19 Uhr bei 77 Prozent. Wie hoch diese bei der Stichwahl zwischen Macron und Le Pen sein wird und wie diese ausgeht, entscheidet sich am 07. Mai 2017.
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