Digitaler Euro: Was ist das

Und was bedeutet das für mich

Digitaler Euro, digitale Währung, digitales Geld: Überall hören wir in letzter Zeit vom digitalen Euro. Doch was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Was bedeutet er für uns? Und vor allem: Was soll uns die elektronische Währung bringen? Eine Spurensuche im Finanzdschungel.

Digitaler Euro - 1822direkt

Inhalt


    Eigentlich ist es begrifflich zunächst recht einfach: Der digitale Euro ist ein Konzept der Europäischen Zentralbank (EZB) und könnte als Ergänzung zum Bargeld eine digitale Form des Euro, also digitales Zentralbankgeld , werden. Derzeit prüft die EZB zusammen mit den nationalen Banken des Euroraumes die Einführung des digitalen Geldes.

    Was ist der Hintergrund des digitalen Euro

    Hier lohnt sich ein Blick auf den Unterschied zwischen öffentlichem und privatem Geld. Sobald man beispielsweise Bargeld aufs eigene Konto einzahlt, wird aus öffentlichem Geld privates Geld. Auch Sparvermögen, Kredite, Gehaltszahlungen an Lohnempfänger sowie Debit- und Kreditkartenzahlungen fallen unter privates Geld. Erst wenn dieses Geld in Form von Münzen oder Banknoten abgehoben wird, wird aus privatem Geld wieder öffentliches Geld.

    Der digitale Euro wäre im Gegensatz dazu auch in elektronischer Form öffentliches Geld, weil er von der Europäischen Zentralbank als öffentliche Institution ausgegeben würde. Auch sein Wert wäre durch die EZB jederzeit abgesichert.

    Was würde der digitale Euro bringen

    Fest steht: Die Europäische Zentralbank würde ihr Portfolio, das derzeit nur aus Münzen und Banknoten besteht, um eine digitale Währung erweitern. Und es gibt noch mehr Punkte für den digitalen Euro:

    • er könnte im gesamten Euroraum als Zahlungsmittel eingesetzt werden
    • als gesetzliches Zahlungsmittel müsste er von allen EU-Händlern akzeptiert werden
    • er wäre sicher und nutzerfreundlich wie Bargeld
    • er würde genauso genutzt werden wie privates Geld auf dem Bankkonto – nur eben als von der Zentralbank ausgegebenes und abgesichertes Geld
    • er würde das Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen

    Die Europäische Zentralbank sieht in der Einführung des digitalen Euro einen wichtigen Anker für Geldstabilität im digitalen Zeitalter.  Der Euro würde widerstandsfähiger gegenüber Technologien im Banken- und Finanzsektor, die unreguliert seien.  Gleichzeitig würde der Zahlungsverkehr effizienter. Und: Der digitale Euro würde den sich ändernden Zahlungspräferenzen und der abnehmenden Nutzung von Bargeld Rechnung tragen.

    Wie funktioniert der digitale Euro

    Ähnlich den bekannten Zahlungsdienstleistern wie PayPal oder Mastercard und Visa als Kreditkartenanbietern soll der digitale Euro im elektronischen Zahlungsverkehr eingesetzt werden. Doch kann er sich durchsetzen? Um sich als Zahlungsmittel etablieren zu können, so Kryptowährungsexperten, müsste die Europäische Zentralbank geringere Gebühren ansetzen oder den Service sogar vollkommen kostenlos anbieten.  Deshalb soll der digitale Euro im Vergleich mit bekannten elektronischen Zahlungsmitteln billiger, sicherer und schneller werden . Verwahrt werden soll die digitale Währung nicht auf klassischen Konten, sondern in einer Art digitalen Geldbörse – dem sogenannten Wallet.

    Ist der digitale Euro eine Kryptowährung

    Im Gegensatz zu Bitcoins, die über blockchain-basierte Lösungen funktionieren, soll beim digitalen Euro auf diese Form verzichtet werden. Und es gibt noch mehr Unterschiede: Der digitale Euro würde von der Europäischen Zentralbank als öffentliche Institution abgesichert – das ist bei Bitcoins nicht der Fall. Außerdem unterläge die Währung keinen starken Schwankungen und es würde im Bedarfsfall garantiert, dass der digitale Wert in Bargeld umgetauscht werden kann. Kurzum: Da der digitale Euro komplett an den Euro gekoppelt sein soll, wäre dadurch auch seine Stabilität gewährleistet.

    Übrigens: Die Europäische Zentralbank ist nicht die erste Bank, die das Thema „digitale Währung“ aufgreift. Im Gegenteil: 114 Zentralbanken , darunter Länder wie USA, Großbritannien, China und Kanada, arbeiten an digitalem Geld.

    Digitaler Euro: Ab wann kommt die neue Währung

    Bereits seit Oktober 2021 ist der digitale Euro der Europäischen Zentralbank in der Testphase, die bis voraussichtlich Oktober 2023 laufen soll.  Dabei werden sowohl die Ausgabe und das Aussehen des digitalen Euro wie auch die möglichen Auswirkungen auf den Markt getestet. Alle Zentralbanken der Eurozone, darunter natürlich auch die Deutsche Bundesbank, analysieren die Ergebnisse, um anschließend über die tatsächliche Entwicklung der digitalen Währung zu entscheiden. Die Analyse wird mindestens bis ins Jahr 2025 dauern, um die „institutionellen, rechtlichen und praktischen Aspekte zur Schaffung eines digitalen Euros zu klären“, meint EZB-Präsidentin Christine Lagarde dazu.  Ein Gesetzesvorschlag zur Einführung des digitalen Euro, mit dem sich alle EU-Staaten wie auch das Europäische Parlament beschäftigen müssen, wurde Ende Juni 2023 von der Europäischen Kommission veröffentlicht.  

    Digitaler Euro: Das sind die Vor- und Nachteile

    Die Europäische Union hat mit dem digitalen Euro viel vor: Das Bundesfinanzministerium geht von einem enormen Digitalisierungsschub des europäischen Zahlungsverkehrs aus, der die strategische Autonomie Europas sichern könne.  Denn während Zahlungsanbieter wie Google Pay, Apple Pay oder PayPal alle sowohl außerhalb der EU als auch in privater Hand sind, ist der digitale Euro unter europäisch-öffentlicher Hand.

    Die Vorteile des digitalen Euro sind vor allem:

    • Flexibilität: Er ermöglicht das Bezahlen ohne Bargeld.
    • Sicherheit und Schnelligkeit: Im Internet und im internationalen Handel wird durch ihn ein sowohl einfacheres wie auch schnelleres Bezahlen möglich.
    • Stabilität: Es werden geringere Kursschwankungen und eine allgemein höhere Stabilität gegenüber Kryptowährungen erwartet.

    Zu den Nachteilen gehört, dass manche im digitalen Euro auch eine potenzielle Gefahr sehen. Im Gegensatz zur Verwendung von Bargeld kann der digitale Euro nicht anonym genutzt werden. Außerdem sorgen sich Verbraucherschützer vor mangelnder Datensicherheit . Und auch bezüglich der Finanzstabilität werden Risiken diskutiert , denn käme es zu einer Bankenkrise, in der Nutzer ihr Vermögen panisch und schlagartig in ihr digitales Wallet umschichten, könnte ein so genannter „Bankrun“ eintreten. Diskutiert wird hier eine Obergrenze für das digitale Wallet, die zwischen 500 und 3.000 Euro liegen könnte .


    Quelle:

    www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Europa/Euro_auf_einen_Blick/Digitaler_Euro/digitaler-euro.html
    www.ecb.europa.eu/paym/digital_euro/html/index.de.html
    www.ecb.europa.eu/ecb/educational/explainers/html/digital_euro_central_bank_money.de.html
    www.bundesbank.de/de/aufgaben/unbarer-zahlungsverkehr/digitaler-euro
    www.deutschlandfunk.de/digitaler-euro-102.html
    www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/digitaler-euro-ezb-faq-100.html
    www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/digitaler-euro-kommission-vorschlag-100.html
    www.ndr.de/ratgeber/Was-bringt-der-digitale-Euro-Fragen-und-Antworten,digitalereuro102.html

    Das könnte Sie auch interessieren

    Frau mit blonden langen Haaren sitzt im weißen Wollpulli vor einem Laptop und hält in der Hand eine Kreditkarte

    Der Unterschied von Debitkarte und Kreditkarte

    Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Viele Menschen bezeichnen ihre Visa- und Mastercard-Debitkarten fälschlicherweise als Kreditkarten. Doch lassen sie dabei einen entscheidenden Unterschied außer Acht: Debitkarten gewähren gar keinen Kredit. Erfahren Sie in unserem Beitrag, was die Unterschiede zwischen den beiden Karten sind, welche Vor- und Nachteile diese bieten und welche internationalen Bezahlsysteme es gibt. Wir zeigen Ihnen außerdem, wie Sie direkt auf der Karte erkennen, welche Karte Sie gerade in der Hand haben und geben Ihnen nützliche Tipps zum Bezahlen mit den verschiedenen Kartenmodellen. So zahlen Sie zukünftig in jeder Lebenssituation mit der richtigen Karte.

    Geldanlage für Frauen - 1822direkt

    Finanzen für Frauen: Warum das Thema immer noch aktuell ist

    „Altersarmut ist weiblich“ – stimmt das? Fakt ist, dass Frauen häufiger von Altersarmut betroffen sind als Männer. Das hat eine Reihe von Gründen:

    Sabbatical - 1822direkt

    Sabbatical: Wie Sie es finanzieren können

    Warum ein Sabbatjahr einlegen Einfach mal raus aus dem Arbeitsalltag, etwas anderes machen und sehen, die Welt bereisen: Fast jeder braucht mal eine Pause von der täglich gleichen beruflichen Routine. Auch wenn der Job generell Spaß macht, kann sich irgendwann das Gefühl einschleichen, in einer Tretmühle oder dem klassischen Hamsterrad gefangen zu sein.