Sollzins

Was sind Sollzinsen?

Bei einem Kredit bildet der Sollzins, auch „Nominalzins“ genannt, die Grundlage der Zinsberechnung.

Jeder Kreditvertrag enthält drei grundlegende Konditionen: die Kredithöhe, die Laufzeit und den Zins. Der Zinssatz, den der Kreditgeber für das Verleihen seines Geldes erhebt, ist der Sollzins. Nebenkosten des Kredits, wie Vermittlungsgebühren oder Kosten für bestimmte Zahlungsweisen, werden beim Sollzins nicht berücksichtigt. Sie fließen erst bei der Errechnung des Effektivzinssatzes ein. Deshalb eignet sich der Effektivzins besser zum Vergleichen von Kreditangeboten als der Sollzins.

Sollzinssatz - 1822direkt

Inhalt

    Damit Kreditnehmer Angebote einschätzen und bewerten können, ist jeder Kreditanbieter gesetzlich dazu verpflichtet, seinen Sollzinssatz und seinen Effektivzinssatz kenntlich zu machen.

    Bis 2010 wurde der Sollzins noch allgemein als Nominalzins bezeichnet. Mit der neuen Verbraucherkreditrichtlinie im Juni 2010 hat sich der Begriff „Sollzins“ durchgesetzt.

    Gebundener und variabler Sollzins

    Es gibt zwei Arten des Sollzinses: den gebundenen Sollzins, auch „Festzins“ genannt, und den variablen Sollzins. Der gebundene Sollzins bleibt über die gesamte Kreditlaufzeit oder einen längeren Teil der Kreditlaufzeit gleich, während der variable Sollzins von der Bank regelmäßig – meist im Abstand von drei Monaten – der Marktentwicklung angepasst wird.

    Der gebundene Sollzins ist zum Beispiel bei Baukrediten, aber auch bei Ratenkrediten mit 12 bis 120 Monaten Laufzeit üblich. Er hat für den Kreditnehmer den Vorteil, dass die Sollzinsen, also der zu zahlende Zinsbetrag, und damit die Kosten weitgehend gleich bleiben, was die finanzielle Planung leichter macht.

    Der variable Sollzins ist bei zeitlich unbegrenzten Krediten üblich, wie zum Beispiel bei Dispositionskrediten (Dispos).

    Effektivzins versus Sollzins

    Der Sollzins gibt an, wieviel Sie bei einem Kredit alleine für das Ausleihen des Geldes an die Bank zahlen müssen. Er berücksichtigt keine weiteren Gebühren oder Nebenkosten, die durch die Kreditvergabe entstehen. Deshalb gibt der Sollzins nur einen Teil der Kreditkosten an und ist nicht dazu geeignet, Kreditangebote miteinander zu vergleichen.

    Beim Effektivzins dagegen werden alle Kosten einbezogen, die mit der Aufnahme des Kredites verbunden sind, zum Beispiel Kontoführungsgebühren, Bereitstellungszinsen und Transaktionskosten. Deshalb lässt sich der Effektivzins zu einem aussagekräftigen Vergleich von Kreditangeboten verwenden.

    Wovon hängt die Höhe des Sollzinssatzes ab?

    Wie hoch der Sollzins für ein Kreditangebot ausfällt, hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem:

    • den vorherrschenden Leitzinsen am Markt

      (Wenn die Leitzinsen der Europäischen Zentralbank steigen, ziehen die Banken nach und heben die Sollzinsen bei der Kreditvergabe an)
    • der Dauer der Zinsbindung

      (Je länger der Zeitraum, in dem der Sollzins gebunden ist, umso höher der Sollzins)
    • der Bonität des Kreditnehmers

      (Je höher die Bonität des Kunden, umso geringer das Ausfallrisiko für die Bank und umso geringer deshalb auch der Sollzins)

    Die genaue Höhe der Sollzinsen, die man letztendlich zahlen muss, kann nur ein Experte durch eine vollständige Berechnung ermitteln.

    Berechnung der Sollzinsen

    Im Kreditvertrag wird der Sollzins für eine bestimmte Zeit festgeschrieben. Anhand des Sollzinses wird der Tilgungsplan berechnet, der angibt, welche monatliche Rate über welchen Zeitraum zu zahlen ist.

    Beispiel: Kreditsumme: 100.000 Euro, Sollzins: 4 % pro Jahr (die Nebenkosten des Kredites werden in diesem Beispiel nicht berücksichtigt)

    • Im ersten Jahr zahlt der Kreditnehmer 4 % von 100.000 Euro, also 4.000 Euro Zinsen an die Bank. Außerdem zahlt er 5.000 Euro des Kredites an die Bank zurück. Die verbleibende Kreditsumme beträgt 95.000 Euro.
    • Im zweiten Jahr zahlt der Kreditnehmer 4 % von 95.000 Euro, also 3.800 Euro Zinsen an die Bank. Außerdem zahlt er wieder 5.000 Euro des Kredites an die Bank zurück. Die verbleibende Kreditsumme beträgt 90.000 Euro.
    • Im dritten Jahr zahlt der Kreditnehmer 4 % von 90.000 Euro, also 3.600 Euro Zinsen an die Bank. Und so weiter...

    Mit der sich verringernden Kreditsumme verringert sich also auch der Zinsbetrag, den der Kreditnehmer von Jahr zu Jahr zahlt.

    Fragen und Antworten zum Sollzins

    Welche Kosten sind im Sollzins enthalten?

    Der Sollzins ist der Zins, den die Bank auf Grundlage des reinen Kreditbetrags berechnet. Vereinfacht gesagt, ist der Sollzins die Gebühr, die die Bank für das geliehene Geld beansprucht. Es sind also, im Gegensatz zum Effektivzins, keine weiteren Kosten im Sollzins enthalten.

    Welche Kosten sind nicht im Sollzins enthalten?

    Im Sollzins sind keinerlei Nebenkosten und Gebühren enthalten. Die meisten zusätzlichen Kosten aus dem regelmäßigen Kreditverlauf findet man im Effektivzins. Dies können sein:

    • Gebühren (z. B. Abschluss- oder Kontoführungsgebühren)
    • Disagio (Auszahlungskurs zur Zeit der Kreditvergabe)
    • Raten für die Rückzahlung des Darlehensbetrages (Nettodarlehensbetrag zzgl. Kosten)
    • Beiträge für die Restschuldversicherung (nur dann, wenn die Bank den Abschluss einer Restschuldversicherung verlangt)

    Darüber hinaus können folgende Kosten vorkommen, die auch nicht im Effektivzinssatz enthalten sind:

    • Schätzgebühren (Taxkosten oder Wertermittlungsgebühren)
    • Bereitstellungszinsen
    • Teilauszahlungszuschläge
    • Notarkosten
    • Beiträge für die Restschuldversicherung (wenn der Kreditnehmer die Restschuldversicherung aus eigener Entscheidung abgeschlossen hat)

    Je nach Art des Kreditvertrags können unterschiedliche Kosten im Effektivzins enthalten sein. Dies sollte man bei einem Kreditvergleich berücksichtigen.

    Was ist der Effektivzins?

    Der Effektivzins – oder effektive Jahreszins − bezeichnet die jährlichen Gesamtkosten eines Kredits. Er beinhaltet zusätzlich zu den Sollzinsen auch alle Kosten und Gebühren, die bei einem Kredit anfallen. Zum Beispiel Abschluss- und Kontoführungsgebühren, Provisionen und – wenn die Bank den Abschluss einer Restschuldversicherung zur Bedingung für den Kreditvertrag gemacht hat – die Beiträge für die Restschuldversicherung.

    Um Kreditangebote miteinander zu vergleichen, ist der Effektivzins das wichtigste Kriterium, denn dies ist der Zins, den man als Kreditnehmer tatsächlich für seinen Kredit zahlt.

    Kann ich Kreditangebote anhand des Sollzinses miteinander vergleichen?

    Der Sollzins alleine sagt nicht alles über die gesamten Kosten eines Kredits aus. Deshalb sollte man für den Vergleich von Krediten den effektiven Jahreszins heranziehen. Wichtig ist für den Vergleich auch, dass bei den betrachteten Kreditangeboten Kreditsumme, Laufzeit und Sollzinsbindung gleich sind.

    Kann die Bank Bearbeitungsgebühren für die Kreditvergabe berechnen?

    Nein, seit Mai 2014 sind Bearbeitungsgebühren für Verbraucherkredite unzulässig.

    Wie kann ich Sollzinsen sparen?

    Drei Faktoren, die Ihnen helfen können, einen möglichst günstigen Sollzins zu erhalten, sind:

    • Vergleichen Sie die Kredite verschiedener Anbieter miteinander und nutzen Sie die besten Konditionen
    • Bieten Sie möglichst viele Kreditsicherheiten
    • Halten Sie die Laufzeit mit Sollzinsbindung möglichst kurz